These 1: Kirche wird wieder „Ehrenamtskirche“.

18.2.2021

nicoleganss

So war es immer in den großen Umbrüchen: mit dem Priestertum aller in der Reformation, mit dem Diakonat aller beim Start der neuzeitlichen Diakonie, mit ...

So war es immer in den großen Umbrüchen: mit dem Priestertum aller in der Reformation, mit dem Diakonat aller beim Start der neuzeitlichen Diakonie, mit dem konziliaren Prozess vor der friedlichen Revolution von 89 – und schon ganz am Anfang mit der Kirche der Charismen und Dienste in den ersten Jahrhunderten. Was können Berufliche tun, um Ehrenamtliche zu stärken? Was lernen beide Seiten voneinander? Und welche Rolle werden in Zukunft die Ämter spielen, die Arbeit bündeln und strukturieren– Pfarramt, Leitungsamt, Ehrenamt?

Beiträge zu “These 1: Kirche wird wieder „Ehrenamtskirche“.

  1. Durch das Ehrenamt können die unterschiedlichen Bedürfnisse in der Gemeinde vor Ort deutlich zielorientierter, breiter und bunter, entsprechend den individuellen Fähigkeiten und Schwerpunkten der Beteiligten, erkannt und befriedigt werden. Die Ämter geben dabei den Rahmen und die Leitgedanken vor.

  2. Zu These 1 möchte ich sagen, dauerhaft kommen wir als Kirche nicht um das Ehrenamt herum, um vieles, was wegfällt wieder auszugleichen. Aber hier ist auch der Einzelne gefragt: Wie sehr bin ich bereit, meine Zeit, meine Energie für meine Kirche zu opfern?

  3. Ich würde mich freuen, wenn sich viele Ehrenamtliche engagiere, aber leider sehen wir, wie schwer es fällt, Menschen zu finden, die ihre Kraft neben Familie, Beruf und sonstigen Verpflichtungen im Ehrenamt investieren. Wenn wir uns mit Vereinen vergleichen (weitere These), dann gibt es dort das gleiche Phänomen. Machen wir uns da also nicht etwas vor?

  4. Gesellschaftlich hat es eine einerseits erfreuliche Entwicklung zu mehr Gleichberechtigung gegeben.
    Die Kehrseite: Viele Frauen haben haben zu den Familienjobs berufliche Aufgaben übernommen.
    Damit ist ein großes Zeit-Potential für Ehrenarbeit verloren gegangen.

    Die Männerseite hat gerade bei jüngeren Männern zwar etwas mehr Familienarbeit übernommen, aber von der beruflichen Arbeitszeit wenig abgegeben.

    Kurz gesagt: Gesellschaftlich gibt es immer weniger Freiräume für Ehrenamtszeiten.

    Man müsste auch darüber reden, ob wir uns nicht gesellschaftlich mit Frauen (die diskutieren da schon lange) und Männern (die müssten da endlich mal aus dem Quark kommen) über Zeitaufteilung und Freiräume auch für ehrenamtliches Handeln reden müssen.

    Wenn es in der Gesellschaft immer enger wird, können wir kirchlich nicht erwarten, dass da in der Kirche allzuviel ehrenamtlich draufgelegt wird.
    Es ist gut, wenn wir Räume dafür schaffen und wahrnehmen. Aber wir müssen auch darüber reden, wie die Gesellschaft sich in Beruf und Freizeit (auch da lassen wir uns auf immer mehr Belastungen ein – packen wir das? Wo bleiben wir, wo unsere Familien, wo gesellschaftliches Engagement) organisiert, wo Raum für Familie und Ehrenamt bleibt.

    Sonst packen wir immer noch mehr drauf. Immer wieder trifft man auch mal auf Gemeindeglieder, die durch ehrenamtliches Engagement in den Burnout kommen.

  5. Zitat: „Ehrenamtliche werden mangelhaft informatiert und gewürdigt.“ — Ja, so ist es. Als kirchl. Ehrenamtlicher habe ich mich vor kurzem nach Jahren kirchlichem Ehrenamt gefragt, ob ich überhaupt versichert bin, wenn ich im Auftrag der Kirche unterwegs bin. Ich weiß es bis heute nicht. Die Würdigung des Ehrenamts ist eigentlich lächerlich, eine Ehrenamtskarte mit Vergünstigungen wie bei anderen nichtkirchlichen Ehrenamtlern habe ich nie gesehen, ebenso Ersatz von Aufwendungen. Einige Male bin ich beim hauptamtlichen Pastor auf Granit gestoßen mit neuen Ideen, das entmutigt.

  6. Zwei wichtige Bücher zum neuen von Frau Coenen-Marx beschriebenen Verhältnis von Kirche und Quartier / Kirche im Gemeinwesen:
    Von Pfarrer Ralf Kötter:
    Das Land ist hell und weit. Leidenschaftliche Kirche in der Mitte und Gesellschaft (EBVerlag) 2014)

    Im Lande Wir. Geschichten zur Menschwerdung für eine Kirche im Gemeinwesen (Evangelische Verlagsanstalt, 2020)

  7. Wenn Ehrenamt ein Opfer wird, funktioniert es nicht. Es muss – insgesamt – eine Bereicherung für das Leben sein. Und dafür können viele Kirchengemeinden eine tolle Plattform nutzen, eine wichtige Gemeinschaft bieten.

  8. Von 800 Angemeldeten sind 99 in diesem Vortrag verzeichnet. Für mich spiegelt das, wie die Relevanz des Themas in unseren Reihen wahrgenommen wird.
    Nach meiner Erfahrung sind wir recht verhaftet in „alten Ehrenamtsbildern“. Ich frage mich heute, an einem Tag, der zum Umdenken einlädt, was hilft uns „alt eingesessenen Mitgliedern, die Scheunentore zu öffnen für zeitgemäße Formate, flache Hierarchien, selbst-verantwort-bare Rollenbilder, irritierende Herangehensweisen…

  9. „Ehrenamtskirche“: Ehrenämter wo auch immer……
    Ein furchtbarer Begriff. Und es impliziert auch nicht, dass es keinen Lohn Gehalt gibt…..

    Mit-Tun, Eingeladen-Sein // in einer Verbindlichkeit gegenseitig, meint nicht nach Lust und Laune…
    Dienstgedanke wäre schon angemessener.
    Ehrenamtliche Tätigkeit ist reziprok, alle Seiten haben etwas davon: Gemeinsamkeit, Begegnen, Austausch, Miteinader.

    Das Verhältnis zwischen HAUPT und Neben und Ehrenamtlichen…. meint ob es ein arbeitsrechtliches Verhältnis gibt… dahingehend auf Augenhöhe mit jeweiliger Kompetenz zu arbeiten, sehr wichtig

    Dass die Kirche(n) dies wieder mehr ins Blickfeld holen, sehr gut und eben nicht nur wegen „Mangel“. Es ist urchristlich.

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